Susanna Länger - eine vielseitige Schriftstellerin
Artikel von Mathias Kautzky (Bezirkszeitung): Susanna Längers Genre ist sehr vielfältig. Sie schreibt Kurzgeschichten, Kinderbücher und Romane. Ihr Erstling „Die falschen Schuhe“, ein Roman über ein magersüchtiges Mädchen wurde als Präventionslektüre gelesen. Überaus genaue Recherchen der Orte und Hintergründe der jeweiligen Handlungen zeichnen die Autorin aus. Susanna Länger lebt und arbeitet vorwiegend in ihrer Heimatstadt Wien.
2022 WIEN/HIETZING/LIESING. "Meine Großmutter väterlicherseits betrieb eine Fahrschule am Alsergrund und war nicht nur für damalige Verhältnisse eine richtig emanzipierte Frau", sagt Susanna Länger. Die Autorin ist in Mauer aufgewachsen, wohnt aber bereits seit Jahrzehnten in Hietzing. "Als ich erst vor einigen Jahren durch Zufall erfahren habe, dass meine Großmutter Halbjüdin war, bin ich neugierig geworden – schließlich fielen die NS-Zeit samt Zweitem Weltkrieg in ihre Lebenszeit." Längers Großmutter überstand das NS-Regime unbeschadet, "das hatte wahrscheinlich auch damit zu tun, dass sie blond und blauäugig war und damit den Kriterien des Rassenwahns der Nazis gut entsprach. Aber dieses Glück hatten damals nicht alle, die jüdischer Abstammung gewesen sind." Länger recherchierte im Verwandten- und Bekanntenkreis und begann schließlich, Interviews mit Zeitzeugen zu führen. So kam sie hinter viele Einzelschicksale, die ihr ein umfassendes Bild von den Lebensverhältnissen der damaligen Zeit boten. "Da gab es etwa die Geschichte eines jungen Mädchens, das gezwungenermaßen Mitglied beim BDM, dem Bund Deutscher Mädchen, werden musste und dort so indoktriniert wurde, dass es schließlich seine eigenen Eltern verraten hat." Aber auch von einem kleinen Buben, der Am Spiegelgrund ermordet wurde, erfuhr Länger bei einem Interview. Zeitzeugen werden weniger "Ich bin ja keine Historikerin, trotzdem war mir wichtig, dass diese Lebensgeschichten unbedingt für die Nachwelt erhalten bleiben. Schließlich werden die Zeitzeugen ja immer weniger – bald wird es gar keine mehr geben." So entschloss sich Länger, die einzelnen Schicksale zu einem Roman zu verweben. "Die Familie in meinem Buch ist zwar fiktiv, aber all die unfassbaren Dinge, die den Familienmitgliedern und ihren Angehörigen widerfahren, sind tatsächlich passiert und wurden mir persönlich erzählt", versichert Länger. "Das Buch ist somit ein echtes Dokument einer Zeit, die nie mehr kommen soll." Ist es ihr erstes Buch? "Nein, vor einigen Jahren habe ich schon ein Buch über ein magersüchtiges Mädchen geschrieben – und aktuell arbeite ich schon an meinem nächsten Buch, das 'Plötzlich verschwunden' heißen wird", erzählt die Autorin. "Geschrieben habe ich aber immer schon gern. Im Gymnasium bei den Ursulinen in Mauer habe ich bei der Schülerzeitung mitgearbeitet", so Länger. "Damals habe ich auch schon ein Buch geschrieben – mit Tiergeschichten und mit Pickerln verziert."
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