Claudia Schmid - Kindergruppen-Leiterin
Generationsübergreifendes Arbeiten mit Kindern und Senioren Motto: Mit viel Liebe und Spaß durch’s Jahr! Öffnung der Kindergruppe: BewohnerInnen des Pensionistenhauses sind bei uns herzlich willkommen Gemeinsame Aktivitäten für „Jung und Alt“: Bastelstunde Spaziergänge Malstunden Puzzlespiele Tierrunde Montessorigruppe Geschichten erzählen (auch von „früher“) Kuchen backen, Apfelkompott kochen etc. Geburtstagfeiern von 1 ½ – 110 Jahre Mittagstisch Turnrunde Rumlaufen, Ballspielen und Pritscheln im Garten Jahreskreis: Ostereier färben, Laternen basteln, Weihnachtskekse backen viele Feste miteinander feiern Merkmale und Bildungsinhalte:
Ganzheitliches Lernen: neben dem spielerischen Lernen mit allen Sinnen erfahren die Kinder das Leben in seiner Gesamtheit: Von der Geburt und dem Kleinkindalter bis zum Altern und dem Tod.
Nicht nur das Arbeitstempo von Senioren und Kindern harmoniert wunderbar, sondern beide Altersgruppen teilen auch die Freude am Spielen, Singen und kleinen Handarbeiten. Die Erfahrung zeigt, dass es auch sehr fein ist, „einfach miteinander zu sein“. Beide Generationen profitieren davon: die Kinder erfahren von den älteren Menschen viel Liebe und Aufmerksamkeit, lernen von ihnen und lernen auch, auf diese Rücksicht zu nehmen. Die Kinder wiederum geben den Senioren viel Freude und Lebensenergie.
Unsere Erfahrungen zeigen deutlich, dass aus dem bereichsübergreifendem Miteinander sinnvolle Synergien gewonnen werden und ein Wissenstransfer in den verschiedenen Bereichen stattfindet. Daraus ergibt sich eine Qualitätssteigerung für alle Beteiligten.
Kinder und Senioren erfreuen sich am Miteinandersein – erleben, betrachten und bewundern sich gegenseitig.
Die Idee Kinder und alte Menschen zählen zu den Schwächeren in unserer Gesellschaft, für die es daher eine wichtige und große Aufgabe ist, alte Menschen zu achten und nicht wegzuschieben, gleichzeitig aber auch Kinder und deren besondere Bedürfnisse zu respektieren und ernst zu nehmen.
Die jeweiligen Lebensformen der verschiedenen Generationen haben dazu geführt, dass viele unserer Kinder nur noch sporadisch mit älteren Menschen in Kontakt kommen. Umgekehrt verlieren viele Menschen im Alter den Kontakt zu Jüngeren, weil verschiedene Generationen nicht mehr unter einem Dach wohnen.
Kinderwelten, aber auch die Lebenssituationen alter Menschen sind oft weit entfernt vom Zentrum des gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens unserer Gesellschaft. Und es gibt weitere Parallelen zwischen Kindern und Senioren, sei es in der eigenen Geschwindigkeit, ihrem Bedarf nach Pflege, Zuneigung und Unterstützung bei alltäglichen Handlungen.
Nahe liegend und faszinierend ist daher die Idee, Kinder und Senioren in einem Haus, unter einem Dach zu betreuen:
Einander begegnen, miteinander spielen, turnen, basteln, singen und feiern oder einfach Spaß haben und Lebensfreude spüren. Weiters zeigen Erfahrungen, dass aus bereichsübergreifendem Miteinander gute Synergien gewonnen werden und Wissenstransfer in den verschiedenen Bereichen stattfindet. Kontakte wachsen schrittweise und werden von den BetreuerInnen, Animatorinnen, ErgotherapeutInnen und Ehrenamtlichen der BewohnerInnen und der Purz’lbaumkinder behutsam begleitet. Sowohl die Kinder, ihre Eltern und die KindergruppenbetreuerInnen auf der einen Seite als auch die BewohnerInnen, ihre Angehörigen, die MitarbeiterInnen auf der anderen Seite (jene, die wollen) sollen von dem miteinander profitieren können
Bei dem Wettbewerb „Innovationspreis der österreichischen Altenpflege" hat das intergenerationelle Projekt „Kinder und Senioren unter einem Dach“ den 5. Platz von 35 eingereichten Projekten erreicht.
link: www.lebensweltheim.at
Die Idee in der Praxis Kinder und Senioren unter einem Dach – im Jahre 2004 suchten zwei engagierte Kinderpädagoginnen Räumlichkeiten und ein Direktor eines Pensionisten-Wohnhauses eine Kindergruppe – das Ergebnis ist eine Kooperation zwischen der „Kindergruppe Purz’lbaum und dem Haus Hetzendorf. Nach einem sehr vorsichtigen Start im September 2004 gehören die Purz’lbaumkinder mit ihren BetreuerInnen nun schon so zum Haus , dass die BewohnerInnen voll Stolz von „unseren Kindern“ sprechen. Somit ist die Kindergruppe Purz’lbaum – Kinder und Senioren unter einem Dach eine ganz besondere Kindergruppe in einem ganz besonderem Pensionisten-Wohnhaus.
Es ist das Haus Hetzendorf vom Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser, eines der 31 Häuser zum Leben. Frau Direktor Karin Waidhofer unterstützt das Projekt.
Die Kindergruppe befindet sich in dem wunderschönen ausgebauten Souterrain des Pensionisten-Wohnhauses. Der Kindergruppe wurde der ehemalige Speisesaal des Personals zur Verfügung gestellt und liebevoll eingerichtet. Neben einer Garderobe, einem Bad und dem WC bietet das Pensionisten-Wohnhaus auch die Möglichkeit den voll ausgestatteten Turnsaal mit zu benutzen. Darüber hinaus stehen uns ein großer Teil des wunderschönen Gartens und der Garten der Betreuungsstation zum täglichen Austoben zur Verfügung. Gerne besuchen wir mit unseren Kindern auch die zahlreichen umliegenden Spielplätze in Hetzendorf.
Die Kindergruppe wird von der MA 10 gefördert.
In der Regel besuchen 14 Kinder im Alter zwischen eineinhalb und vier Jahren unsere Gruppe, unser personelles Angebot garantiert daher jedem Kind individuelle und liebevolle Betreuung. Ein guter und regelmäßiger Kontakt zu den Eltern der Kinder ist integrierter Bestandteil unserer Arbeit, um die Kinder auch in schwierigeren Fasen ihrer Entwicklung und anfallenden Problemen begleiten zu können.
Die Kontakte zwischen den Kindern und den BewohnerInnen des Pensionisten-Wohnhauses erfolgen Schritt für Schritt und mit großer Behutsamkeit aller Beteiligten. Niemand, weder unsere Kinder, deren Eltern und natürlich auch die BewohnerInnen werden zwangsbeglückt oder überfordert. Gerade dadurch lernen wir alle den rücksichtsvollen und von gegenseitigem Respekt geprägten Umgang.
Durch die professionelle Herangehensweise der Initiatorinnen konnte sich die Kindergruppe nach und nach im Wohnhaus etablieren und ist mittlerweile ein allseits anerkannter und beliebter Bestandteil des Pensionisten-Wohnhauses Hetzendorf.
Die Kinder bringen viel Leben ins Haus. Sie zaubern den BewohnerInnen täglich ein Lachen ins Gesicht. Lachen ist ein Ausdruck der Heiterkeit, für viele BewohnerInnen bringt dies auch Distanz zu den manchmal auftretenden Krankheiten und Schmerzen. Wenn die Kinder die alten Menschen besuchen und aufheitern, bewegen sie Emotionen und wecken Erinnerungen.
Für viele BewohnerInnen heißt das auch lieber gemeinsam statt einsam. Sehr bald nach dem Start des Pilotprojektes stellte sich heraus, wie wichtig es ist, gerade alten Menschen Glücksmomente zu schenken.
Die Kinder lernen mit den Senioren umzugehen, es bestehen kaum Berührungsängste. Oft sind ruhige, zurückhaltende Kinder bei den alten Menschen sehr offen, anlehnungsbedürftig und trauen sich bei ihnen aus sich herauszugehen.
Gegenseitige Toleranz und gegenseitiger Respekt werden täglich geübt und gelebt.
Kinder und Senioren leben ganz einfach miteinander –
etwas ganz Selbstverständliches und Normales
und doch etwas Außergewöhnliches und Wunderschönes.
An dieser Stelle wollen wir uns auch bei allen Mitwirkenden für das große Engagement bedanken, damit das Projekt „Kinder und Senioren unter einem Dach“ gelingt.
Die Beteiligten sagen: Claudia Schmid sagt:
„Die gemeinsamen Turn- und Bastelstunden mit Kinder und Senioren für Kinder und Senioren machen sehr viel Spaß. Sehr sportlich wird geturnt, dass auch wirklich alle schwitzen. In den Bastelstunden entstehen echte Kunstwerke von Jung und Alt.
Die Kinder besuchen die BewohnerInnen und die BewohnerInnen von der Betreuungsstation und umgekehrt zum Vorlesen, Plaudern und einfach um Miteinander zu sein. So entstehen nach und nach, ganz ungezwungen, ehrlich gemeinte Beziehungen.
Wenn die Kinder durch die Gänge der Betreuungsstation gehen, öffnen sie vorsichtig die eine oder andere Zimmertüre, ganz leise und langsam, winken den Leuten in den Zimmern und gehen wieder. Die BewohnerInnen bedanken sich oft für den liebevollen, aufheiternden Besuch.
Die BewohnerInnen sorgen sich um die Kinder und wollen sie beschützen. Beinahe wäre ein Kind einmal von einem Sessel gefallen, schnell versuchte die daneben sitzende Pensionistin das Kind zu stützen und aufzufangen.
Das Projekt zeigt wie schön und wichtig die Freundschaften von Kindern und älteren Menschen sein können.“
Ehemaliger Direktor Vinzenz Kiener sagt:
„Es ist wunderbar zu sehen wie hier eine Symbiose entsteht, von der letztendlich beide profitieren. Die Kinder lernen ganz natürlich den Umgang mit älteren Menschen, auch Rücksichtnahme, ohne sich dabei in ihrem kindlichen Übermut zurücknehmen zu müssen. Es bleibt noch genug Freiraum für sie, damit sie sich so richtig austoben können.“
„Die Ruhe des Hauses überträgt sich auch auf die Kleinen. Da gibt es zum Beispiel eine alte Frau, die kaum noch Emotionen zeigt und fast nicht mehr reagiert. Sie hat an einer Kinderbastelstunde teilgenommen. Ein kleines Mädchen nahm eine Stoffmaus und ist ihr über die Hand bis zur Schulter langsam hinauf gefahren, ganz selbstverständlich. Die alte Frau hat glücklich gelächelt. Das sind natürliche und sehr schöne Momente!“
Oft kommen die Senioren ganz unvermittelt auf einen Kurzbesuch in der Kindergruppe Purz’lbaum vorbei und man hat das Gefühl, als wollten sie die Fröhlichkeit und Unbedarftheit der Kinder auftanken.
Karl Kritsch und Elfi Wawruschka, Bewohner des Hauses sagen:
„Die Kleinen sind einfach ein Jungbrunnen für uns und wir sind für sie wie Großeltern die Zeit haben! Wir kommen regelmäßig vorbei, bleiben manchmal auch lange hier und spielen sehr gerne mit den Kindern.“
Die Kinder lernen sehr viel von den erfahrenen, älteren Menschen, z.B. Grüßen.
Herr Kritsch begrüßt jedes Kind einzeln, mit Hand schütteln, natürlich die rechte Hand bitte unbedingt ! Mittlerweile sagt ein Kindergruppenkind, namens Emily, schon zu ihm: Onkel Karli, Grüß Gott, gib’ mir die Hand “
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